Deutscher Testbericht für Panzerkorps (85%)

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Amadeus
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Deutscher Testbericht für Panzerkorps (85%)

Beitrag von Amadeus »

Dreist, doof oder genial? Da bastelt der kleine Entwickler The Lordz Games mit Panzer Corps ein Hexfeld-Taktikspiel im Zweiten Weltkrieg, das nicht nur frappierend an den Klassiker Panzer General erinnert, sondern sich auch frappierend wie Panzer General spielt. Sich frappierend wie Panzer General anfasst. Kurzum: Das Panzer General IST.

Jeder Publisher dieser Welt würde erst die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, dann Worte wie »Echtzeit!« und »3D« japsen -- und vermutlich auf das Lizenzrecht verweisen, denn Panzer General wurde ja 1994 von SSI entwickelt, einem nicht gerade unbedeutenden Studio.

Aber: SSI ist schon lange Geschichte, und der damalige Publisher Mindscape konzentriert sich heute auf Familienkuschelspiele wie Deal or no Deal oder Horseland - und da würden Panzer bekanntlich das saubere Image einsauen.

Unser Glück also, denn diese seltene Konstellation macht den Weg frei für ein Remake, das verbessert statt zu verwässern. Panzer Corps sieht schon auf dem ersten Blick aus wie das Original: 2D-Grafik, Hexfelder, detaillierte Truppentypen.
Anders als etwa bei Jagged Alliance: Back in Action , das den Schritt Richtung 3D und Echtzeit-Elementen wagt, bleibt bei Panzer Corps auch die Spielmechanik erhalten, nach wie vor bestreiten wir rundenbasierte Gefechte. Mit ganz kleinen, aber durch die Bank sinnvollen Verbesserungen.
Kampagnen für Flinke
Moment, worum geht’s denn überhaupt? In vier Kampagnen treten wir auf Seiten der Achsenmächte gegen die Alliierten an. Eine alliierte Kampagne gibt’s nicht, wir können deren Seite nur optional in den 26 einzeln anwählbaren Szenarios übernehmen.
Jede Kampagnenmission hat ein Zuglimit, nach einer bestimmten Anzahl Runden müssen wir alle Ziele erfüllt, also alle Schlüsselstädte besetzt oder verteidigen haben. Andere Aufgaben bietet Panzer Corps nicht.

Das Fiese daran: Wenn wir im Einsatz trödeln und erst auf den letzten Drücker gewinnen, läuft die Kampagne anders weiter. Ein Beispiel: Wer Frankreich zu langsam erobert, wird danach nach Griechenland geschickt -- und verpasst die hoch spannende Operation »Seelöwe«, nämlich die fiktive Invasion Englands.
Auch das legendäre USA-Szenario aus Panzer General ist dabei: Wenn Sie Moskau zügig erobern, geht’s danach mit der Invasion Amerikas weiter. Dort haben Sie nun sogar mehr zu tun als im Original, nach der Ostküste erobern Sie den Mittleren Westen und schließlich die Westküste.

Egal ob Kampagnenmission oder Einzelszenario, auf den Karten läuft’s immer nach dem gleichen Schema: Wir können jede Einheit einmal bewegen und einmal angreifen lassen (oder andersrum), Truppen auffrischen, versorgen, upgraden oder neue kaufen.

Als Währung für Sprit, Munition und Verstärkung dienen Prestigepunkte, die wir durch eroberte Städte kassieren. Wenn wir unseren Zug gemacht haben, ist der Gegner dran.

Im »echten« Panzer General mussten wir allerdings eine einmal bewegte Einheit auch sofort attackieren lassen. Wenn wir zwischendurch eine andere anwählten, verfiel der Angriff. Das hat sich in Panzer Corps geändert, wir können jederzeit zu einem bereits gezogenen Trupp zurückkehren, um ihn nachträglich angreifen zu lassen.

Beispielsweise ziehen wir eine Infanterie-Einheit an eine Stadt heran, schlagen mit Artillerie und Bombern zu -- und entscheiden uns erst dann, ob die Soldaten die dezimierten Stadtverteidiger oder lieber ein anderes benachbartes Ziel angreifen soll.

Das klingt nach einer simplen, trockenen Änderung, wirkt sich aber enorm aus, weil man keine Angst vor doofen Verklickern mehr haben muss.

All die alten, einfachen Regeln aus Panzer General, die prima verzahnt und komplex waren, sind in Panzer Corps erhalten geblieben. Die wichtigste zuerst: Wenn der Feind am Zug ist, unterstützen Ihre Artillerie und Ihre Flak benachbarte Kameraden, indem sie deren Angreifer beschießen.
Ein Jäger schützt einen Bomber auf die gleiche Weise -- wenn Sie mit Jagdmaschinen einen Bomber angreifen, neben dem eine Eskorte fliegt, bekommen Sie’s erstmal mit dem Begleitjäger zu tun. Allerdings hilft der nur einmal, Flak und Artillerie hingegen beliebig oft, solange sie Munition haben.

Apropos Munition: Benzin und Munition sind enorm wichtig. Nachladen und -tanken in freier Wildbahn kostet zwar eine Runde, ist aber lebenswichtig, denn ein leer geschossener Tiger ist nicht nur zahnlos, sondern schlicht peinlich.

Schlimmer wird’s, wenn Sie Flieger verdursten lassen. Bodentruppen bleiben ohne Sprit einfach nur liegen, Flieger purzeln dann runter und verschwinden.

Zum Glück gibt’s jetzt rote und weiße Punkte auf der Karte, wenn Sie ein Flugzeug anwählen: Rote Punkte warnen vor Feldern, von denen aus Sie in der Folgerunde keinen rettenden Flughafen mehr erreichen. Aber Obacht, wenn der Feind Ihnen plötzlich das eingeplante Tankstellen-Flugfeld wegschnappt!

Panzer Corps ist auch dann spannend, wenn Sie mit einer Einheit gerade nicht kämpfen, sondern an ihr feilen. Angeschlagene Truppen können Sie zum Beispiel auffrischen (wobei die Neuzugänge auch etwas Sprit und Munition mitbringen).
Normale Reserven kosten relativ wenige Prestigepunkte, verlieren aber an Erfahrung. Elitereserven halten die Erfahrungsstufen hoch, kosten aber entsprechend. Und: Wenn ein Feind danebensteht, können wir eventuell nicht komplett auffrischen, sondern nur schrittweise.
Deshalb sollten Sie neben fast vernichteten Gegnern möglichst immer eine eigene Einheit platzieren, wenn Sie ihnen schon nicht direkt den Rest geben können. Denn der Computergegner ist ein Meister darin, fast kaputte Truppen in den (abschaltbaren) Kriegsnebel zu ziehen -- und zwei Runden später mit voller Stärke zurückzuschlagen!

Truppen, die in eigenen Städten stehen, dürfen Sie aufrüsten. Dabei fährt Panzer Corps ein enormes Arsenal auf: Über 400 Einheitentypen stehen parat, je nach Zeitraum.

Vom einfachen Stoppelhopser mit Karabiner bis zum überschweren »Maus«-Kampfpanzer, von der 7,5cm-Haubitze bis zum Eisenbahngeschütz »Gustav«, das mal eben sechs Felder weit feuert.

Was Sie kaufen oder upgraden, sollten Sie sich aber sehr gut überlegen, denn es kommt nicht nur auf die Größe an: Der Panzer »Maus« ist so lahm wie Infanterie zu Fuß, der Düsenjäger »Komet« muss nach einer Flugrunde schon wieder tanken. Flusspionieren sind Berge zu trocken, während Gebirgsjäger in den Niederlanden zur Lachnummer mutieren.

Neuerdings ploppen übrigens auch mal mitten in einem Szenario Meldungen auf, dass beispielsweise ein neuer Panzer entwickelt wurde.
Eine Armee zum Verlieben
Dieses Aufrüsten und Umbauen hält gerade in den Kampagnen bei der Stange. Denn die überlebenden Truppen dürfen im nächsten Einsatz wieder mitmischen, mit all ihrer Erfahrung. So züchten wir uns von Mission zu Mission eine immer mächtigere Kernarmee heran.
Denn erfahrene Truppen profitieren häufig zusätzlich von Boni, die sie bei besonders guten Leistungen kassieren. So bekommt etwa eine Panzereinheit eine höhere Reichweite oder eine Stuka mehr Bumms gegen Schiffe.

Erfahrene Trupps können zudem nicht nur zehn, sondern sogar 15 einzelne Einheiten enthalten. Es dauert zwar zig Missionen, um dafür genügend genug Erfahrung zu sammeln, plus bis zu fünf Runden, um aufs Stärke-Maximum von 15 aufzustocken -- aber so eine Supereinheit ist dann auch schlicht -- super.

Und dann wären da noch die Schiffe. Zu denen pflegen wir seit 1994 eine intensive Hassliebe, an der auch Panzer Corps nichts ändert. Denn wieder lassen sich die Flottillen nicht auffrischen, wenn sie Verluste kassiert haben, sondern nur betanken und aufmunitionieren.

Dabei sind die Schnellboote, Zerstörer, Kreuzer und Schlachtschiffe doch so wichtig! Nicht nur gegen andere Schiffe, sondern auch als Küstenbombardeure, Aufklärer oder Schutzschirm gegen U-Boote, Bomber und andere Fieslinge, die bei Invasionen unseren Truppentransportern ans Segeltuch wollen.
We speak German. Irgendwann.
Panzer Corps gibt’s ab dem 11. Juli als nur englischen Download auf den Webseiten von Slitherine und Matrix Games für 40 US-Dollar, umgerechnet rund 28 Euro. Abgesehen von (unwichtigen) Missionsbriefings und Tutorial-Erklärungen gibt es aber kaum Text, so dass man auch mit wenigen Englischkenntnissen gut klar kommt.

Eine deutsche Version ist in Vorbereitung, der Publisher Slitherine konnte uns auf Nachfrage außer »definitiv noch dieses Jahr« kein konkretes Datum nennen. Wer sich vorher die englische Version kauft, soll dann kostenlos auf Deutsch »aufrüsten« können.

Martin Deppe: Es ist ein spannendes Experiment: Kann ein in der Computerspiel-Zeitrechnung prähistorisches Spiel heute noch begeistern, wenn man es nahezu unverändert lässt? Ja, es kann! Und nicht nur, weil ich als prähistorischer Stratege das Original mag, sondern weil das Truppentüfteln auch heute noch erstklassig funktioniert, die Kernarmee motiviert, das Aufrüsten immer neue Möglichkeiten bietet.

Panzer Corps kann ich dadurch auch allen empfehlen, die Panzer General nie gespielt haben (Schande über euch, ab in die Ecke!). Jetzt hätte ich noch gern History Line und Battle Isle 2 so runderneuert, und mein Rundenstrategiehimmel wäre perfekt. Aber trotz meiner halbjährlichen Drohanrufe stellen sich Blue Byte und Ubisoft da ja stur. Aber euch kriege ich auch noch. Und um zur Eingangsfrage meines Tests zurückzukommen: Panzer Corps ist weder dreist noch doof. Sondern genial.

Quelle: http://www.gamestar.de/spiele/panzer-co ... 24068.html
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Panzergrenadier
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Re: Deutscher Testbericht für Panzerkorps (85%)

Beitrag von Panzergrenadier »

Durch Zufall bin als alter PG-Liebhaber auf Panzerkorps gestossen... und damit dann auch gleich auf die Panzerliga... :juhu:

Habe gleich mal die deutsche Version vorbestellt und bin nun maechtig gespannt... zum einen was im Spiel geht, aber auch was hier im Forum geht!
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RQRD
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Re: Deutscher Testbericht für Panzerkorps (85%)

Beitrag von RQRD »

fein beschrieben und macht bock auf mehr.

Vlt. hast du oder jemand kurz Zeit auf 2 Fragen einzugehen. Da ich bisher nirgendwo Hinweise dafür fand.

Meine Lieblings-frage mittlerweile: online-Aktivierung ?

und die Zweite, wie verhält es sich genau mit dem online Spielen, geht das nur über Fremdserver ? (glaube das hier im Forum heraus gelesen zu haben)
Also bin ich beim online Zocken vom Spielehersteller abhängig ? Also keine einfache unabhängige 1zu1 Verbndg. zw. 2 Spielpartnern ?

Danke für die Hilfe und Grüße

Gwaylare
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Re: Deutscher Testbericht für Panzerkorps (85%)

Beitrag von Gwaylare »

Moin RQRD

Nein eine online Aktivierung gibt es in dem Sinne nicht pauschal. Du bekommst eine Seriennummer und kannst damit das Spiel installieren und die komplette Kampange spielen.

Um den Multiplayer Modus zu nutzen musst Du allerdings ein Konto auf dem Server des Herstellers erstellen. Das ist meine ich aber nicht Deiner Installation verknüpft, sondern Du loggst Dich mit user und passwort auf dem Server ein. Ich glaube Du kannst ohne weiteres von einer Installation mir unterschiedlichen Accounts spielen, habe ich aber nie probiert.

Der Server auf dem Du dich einloggst tut aber nichts weiter als die Spielstände auszutauschen. Ich kenne keinen Weg dieses ohne den Server direkt zu tun. Natürlich ist man dadurch irgendwie abhängiger, aber ich empfinde das auch durchaus als eine Komfortfunktion. Man hat nichts mehr mit den Dateien manuell zu tuen, jeder spielt automatisch mit demselben Patch und auf modifiziere Szenarios wird Serverseitig hingewiesen. Spielt man Hin- und Rückspiel als ein Paired Game, so kann man sich darauf verlassen, dass die Rahmenbedingungen wirklich exakt gleich sind. Es gibt keine Möglichkeit die Spiele irgendwie zu manipulieren.

Also mich hat der Multiplayer Modus überzeugt und er spielt sich wirklich gut.

Grüße
Gwaylare

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