Thema: „1914-The Great War“ TEIL-1
Exklusives Interview mit dem ehemaligen,
stellv. Producer von „1914-The Great War“ zu den Gründen/Hintergründen und Fakten des katastrophalen Erscheinens dieser Produktion.
Zunächst einmal begrüße ich,
OnlineGeneral in Vertretung des Ligarates der Panzerliga , ganz herzlich
Joachim Meyer, alias „Panzermeyer“, dem ehemaligen Herausgeber „des Grenadiers“ (DerGrenadier.de) und Localization Manager und stellv. Produzenten (Co-Producer) von „1914-TGW“ bei
Fishtank Interactive !
Dann legen wir mal los:
OnlineGeneral:
Panzermeyer, welche Aufgabe und Verantwortlichkeit hattest Du genau zu dem Projekt „1914-TGW“ und wie (wann genau) ist es zu diesem Projekt überhaupt gekommen?
Panzermeyer:
Alle Mitglieder der Panzerliga, sowie alle Freunde rundenbasierter Strategiespiele grüße ich hiermit recht herzlich.
Gestatte mir, das ich den zweiten Teil Deiner Frage zuerst beantworte. Die Idee, ein rundenbasiertes Strategiespiel mit dem (relativ unverbrauchten) Hintergrund des 1. Weltkrieges zu machen, wurde im Frühjahr 2001 geboren und stammte von meiner Wenigkeit. Ursprünglich wurde Fishtank von dem Bochumer Hersteller Trinode der Titel „Dunkle Manöver 2“ angeboten. Nach langen Diskussionen („RIM-Battle Planets“von Trinode war leider nicht sehr erfolgreich am Markt....) war Trinode schließlich bereit statt „Dunkle Manöver 2“ nun einen 1. Weltkrieg-Titel zu produzieren. Der Name „1914 – The Great War“ stammt aber nicht von mir, geliefert habe ich nur die Basis-Idee: 1. Weltkrieg. Zum Game Design durfte ich Vorschläge machen. Somit wären wir auch schon beim ersten Teil der Frage: Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Meine Hauptaufgabe war die Lokalisierung des Spieles, also die Erstellung eines international nutzbaren „Lokalization-Kits“. Weiterhin habe ich die Sprachaufnahmen als Dialog Regisseur (deutsche und englische Version) geleitet und auch sämtliche Sprecher ausgesucht. Ich habe alle Aufnahmen mit professionellen Sprechern in dem bekannten Hamburger Tonstudio „Toneworx“ durchgeführt, wobei ich für die US-Version „Muttersprachler“ durchsetzen konnte. Bei der deutschen Version hatte ich das auch vor, was aber von Trinode entschieden abgelehnt wurde, so dass ich es leider nicht machen konnte. („Muttersprachler“ bedeutet, US-Einheiten werden von US-Amerikanern gesprochen, Deutsche Einheiten werden von Deutschen gesprochen etc.... Meiner Meinung nach verleiht das einem Spiel mehr Authentizität und Farbe.) Noch ein Satz zu den Sprachaufnahmen: Der Erzähler ist mit Absicht so jung. Das habe ich gemacht, um zu verdeutlichen das die Soldaten im 1. Weltkrieg eben sehr jung waren. Dazu steht der ältere Offizier im krassen Gegensatz, was mir persönlich sehr gut gefällt und m.M. nach auch realistisch ist. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, so das man es natürlich nie allen recht machen kann.
Neben den ganzen Dingen die mit der Lokalisierung (Berichtigung, Abnahme und ggf. umschreiben von Texten etc...) zu tun hatten, bekam ich als sog. Co-Producer auch noch andere Aufgaben. Dies waren 1. Recherche der historischen Hintergründe, 2. Recherche der getragenen Uniformen und der vorkommenden Einheiten, welche von mir abgenommen werden mussten, d.h. in diesem Teil (neben der Lokalisierung) hatte ich tatsächlich die Befugnis zu entscheiden, 3. Organisierung und Betreuung eines externen Betatests. Weiterhin wurde ich von Fishtank mit der Betreuung des 1914- The Great War Forums beauftragt und stellte als letzten Akt die Beta von „1914 – The Great War“ (sowie alle anderen Fishtank-Titel) noch auf der E 3 in Los Angeles dem Publikum vor.
Habt Ihr noch Lust zu lesen
Okay, dann weiter... Zu Punkt 1 und 2: Recherche. Ich recherchierte in zahlreichen (teilweise originalen Werken) aus dem 1. Weltkrieg. So konnte ich den Entwicklern jede Menge Daten, originale Bilder und mögliche Szenarien liefern. Natürlich hat Trinode auch recherchiert, so dass wir zusammen einen beachtlichen Fundus zusammen bekamen. Neben der Recherche in Büchern, wurde selbstverständlich auch das Internet zur Recherche genutzt. Ich besitze heute noch eine enorme Linksammlung zum Thema 1. Weltkrieg, die ich damals komplett an Trinode übermittelt habe. Ich erstellte dann eine Liste mit interessanten und wichtigen Schlachten des 1. Weltkrieges, um aus diesen dann die Kampagnen und Szenarien des Spieles machen zu lassen. Natürlich waren alle Fronten mit dabei, also auch die Ost- und Italienfronten. Geplant und von mir vorgeschlagen wurden auch Kämpfe in den Kolonien, also ein umfassendes Spiel zum 1. Weltkrieg. Leider wurde das von Trinode entschieden verweigert. Es wurde dann auf höchster Ebene zwischen Trinode und Fishtank (m. W. Geschäftsführer-Ebene) festgelegt, das nur die Westfront und maximal vier Parteien in dem Spiel vorkommen dürfen. Sollte das Spiel erfolgreich sein, so sollten Addons bzw. ein zweiter Teil folgen. Zu Punkt 3: Betatest. Für den Betatest suchte ich ausschließlich Mitglieder von Wargamer-Ligen aus, damit Fachkenntnis gewährleistet war. Ich kommunizierte mit den Testern und übermittelte alle Daten (Testberichte) an den Producer, welcher den Betatest im Hintergrund leitete. Der Producer und ich haben absichtlich eine Rubrik „Vorschläge“ in den Betatest mit aufgenommen, um den Testern die Möglichkeit zu geben hier Verbesserungsvorschläge zu machen. Dies wurde erfreulicherweise auch stark genutzt. Allerdings war es in den allermeisten Fällen unmöglich diese Vorschläge beim Hersteller Trinode auch durchzusetzen.
OnlineGeneral:
Warum kannst Du erst Heute darüber sprechen und warum äußern sich eigentlich nicht noch weitere Mitarbeiter der Produktionscrew?
Panzermeyer:
Bis zum 30. September 2002 bin ich Mitarbeiter von Fishtank Interactive gewesen und konnte deswegen keine öffentliche Stellungnahme zu diesem Thema abgeben.
OnlineGeneral:
Es kommen hin und wieder die Fragen nach der Anzahl der Betatester und dem Ablauf des Betatestings. Da wird zBsp. gefragt warum nur ca. 11 Betatester vorgesehen wurden und welchen Ansprüchen diese Tester genügen mussten.
Andererseits wird gefragt ob die Tester nicht die Mängel der Releaseversion erkannt haben und ob überhaupt ausreichend lange und intensiv getestet wurde?
Panzermeyer:
Die Anzahl der Betatester wurde nicht von mir festgelegt, sondern vom Producer. Ich hatte vom Producer dann die Aufgabe erhalten einen Betatest zu organisieren und zu betreuen. Die eigentliche Durchführung oblag dem Producer. Ich war soz. das Bindeglied zwischen externen Testern und Producer (der Producer war natürlich von Fishtank). Ursprünglich waren ein paar mehr Tester dabei, da aber einige von ihnen den Betatest nicht gewissenhaft durchgeführt haben, wurde die Mannschaft auf ca.: 11 Tester gesenkt. Diese 11 Tester haben einen absolut hervorragenden Job gemacht. Permanent kamen hervorragende, detaillierte Testberichte die von der hohen Kompetenz der Betatester zeugten. Leider war zu dieser Zeit Trinode bereits der Meinung das dieses Spiel eigentlich schon fertig sei und nur noch Bugs gefunden und bereinigt werden müssten, welche das Spiel zum Absturz bringen oder unspielbar machten. Der Producer von Fishtank, sowie auch ich, haben zu 90 % alle Verbesserungsvorschläge der Betatester vehement unterstützt, denn auch wir waren der Meinung das noch etliche Features, die ein ordentliches Strategiespiel auszeichnen, einfach fehlten. Ich kann nur sagen das alle Mängel von den Betatestern erkannt und auch in den Testberichten vermerkt wurden. Diese Anmerkungen wurden von mir (und natürlich auch vom Producer von Fishtank) kommentiert (also zu 90 % befürwortet) und gingen dann mit der Aufforderung der Änderung an Trinode. Das ich für den Betatest „Fachleute“, also ausnahmslos Mitglieder von wargame- und Strategiespielligen verpflichtet hatte, stieß von Anfang an bei Trinode auf Ablehnung, was mir bis heute völlig unverständlich ist. Das Resultat war Verschleppung bzw. ignorieren der angemahnten Änderungswünsche seitens Trinode. Erschwerend hinzu kam noch, das der Producer ständig umgangen wurde, d.h. der Geschäftsführer von Trinode telefonierte mit dem Geschäftsführer Fishtank und drohte an, das Spiel nicht mehr weiter zu programmieren bzw. die Releasetermine nicht einzuhalten.
.....Weiter siehe Teil 2
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