Besuch des In Flandern Fields Museum

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Opa !
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Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Opa ! »

Bericht vom Besuch des Flanders Fields Museums in ypern.

Da ich zufällig in Ostende war, habe ich einen Tag genutzt mir das Museum anzuschauen. Wenn man bedenkt, dass die ältesten Gebäude höchstens 95 Jahre alt sein können, denn vorher war das Meiste während des Ersten Weltkrieges bis auf die Grundmauern zerstört worden, ist es eine erstaunliche Aufbauleistung die dort vollzogen wurde.
Tatsächlich war man bis 1967 damit beschäftigt die Tuchhalle, in der sich das "In Flanders Fields" Museum befindet, wiederherzustellen.
Der Rundgang beginnt im ersten Stock, wo man sich als erstes an einem der Terminals anmelden kann, was ich getan habe. Erstens wird man dadurch im Laufe des Rundgangs mit 4 Einzelgeschichten von damals lebenden Persönlichkeiten bekannt gemacht und zweitens, ist dann alles auch in Deutsch lesbar. Nachdem man den Rundgang beendet hat, kann man sich wieder an einem Terminal die Geschichten der Personen z.B. auf seine Mailadresse schicken lassen.
Insgesammt ist viel Augenmerk darauf gelegt, dass man die Schicksale von einzelnen kennenlernt und nicht nur an den "Schaustücken" vorübergeht.
Wie immer wenn es darauf ankommt, sind alle Bilder die ich gemacht habe nichts geworden, so dass ich auf im Netz verfügbare zurückgegriffen habe.
1 Eingangsbereich des Museums.jpeg
1 Eingangsbereich des Museums.jpeg (103.77 KiB) 6540 mal betrachtet
Überall war man davon überzeugt dass man selber im Recht war und hat das mit seiner Propaganda verbreitet
2 Kriegspropaganda.jpeg
2 Kriegspropaganda.jpeg (204.51 KiB) 6540 mal betrachtet
Eines der Hauptmerkmale der Ausstellung sind die entweder offen oder geschlossen herumstehende Bildschirme in verschiedensten Höhen, damit jeder ohne Rückenschäden sehen kann was gezeigt wird.

Immer wieder kommen auf großen Leinwänden historische Persönlichkeiten die von Schauspielern dargestellt werden, zu wort. Zuerst ein Belgier der davon berichtet wie sie fliehen mussten und wie ihr weiterer Weg sie bis nach Paris geführt hat, alles mir der Angst nie mehr nach Hause kommen zu können.
3 Installationen mit Bildschirmen.jpeg
3 Installationen mit Bildschirmen.jpeg (137.67 KiB) 6540 mal betrachtet
Da ich soeben entdeckt habe, dass ich keine weiteren Anhänge anhängen kann, gehts im nächsten Thread weiter..

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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Opa ! »

Ein Tisch mit einer Topographischen Oberfläche auf der Ypern mit seiner Umgebung bis an die Ysermündung gezeigt wird. Hierauf wird passend projeziert was wann geschah, z.B. die Flutung der Ebene durch das geschickte Öffnen und Schließen der Schleusentore an der Yser.
4 Von oben Sicht auf Ypern und die Umgebung bis zum Meer.jpeg
4 Von oben Sicht auf Ypern und die Umgebung bis zum Meer.jpeg (97.57 KiB) 6538 mal betrachtet
Nicht fehlen darf der Hinweis dass die Deutschen hier den Gaskrieg eröffnet haben. Das erste Kampfgas (Chlorgas) wurde nach seinem ersten Einsatz auch Yperit genannt.

Dazu spricht ein Schauspieler, der Fritz Haber (den Erfinder des Kampfgases an sich) darstellt, darüber wie Haber das OHL überzeugt hat Kampfgas zu verwenden, dem taktischen Nutzen usw.
Was mich dabei ein bisschen ärgert ist, dass man gerne unterschlägt, das der erste Gasangriff von Franzosen ausgeübt wurde - zwar "nur" mit Tränengas, aber auch mit dem Ziel dass die Soldaten voller Panik aus den Gräben kommen und dadurch in den Bereich der "konventionellen" Waffen kommen. ( Quelle: http://www.landesmuseum.at/fileadmin/us ... tkrieg.pdf und etwas weniger deutlich: http://de.wikipedia.org/wiki/Gaskrieg_w ... eltkrieges. Dazu passend die Gasmasken aller Nationen.
5 Gasmasken aller Nationen.jpeg
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Ein kleiner Einblich in das Schlachtfeld
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6 Kanadische Sanis in Flandern.jpg (60.86 KiB) 6538 mal betrachtet

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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Opa ! »

Besonders eindrucksvoll fand ich die Installation mit Granatwerfer und Munitionspferd, von denen unendlich viel starben.
7 Minenwerfer mit Munitionstransport.jpg
7 Minenwerfer mit Munitionstransport.jpg (62.61 KiB) 6537 mal betrachtet
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8 Minenwerfer mit Munitionstransport 2.jpg (84.46 KiB) 6537 mal betrachtet
Zwischendurch gab es Spitzzeltartige installtionen in denen Bilder von verstümmelten gezeigt wurden, Bilder erspare ich uns.

Es gab ausser diesem Projektor noch eine Art Kinoleinwand mit Sitzplätzen, wo aus den Erinnerungen eines Arztes und Krankenschwestern von Schauspielern zitiert wurde.
9 180° Projektion des Schlachtfelds.jpeg
9 180° Projektion des Schlachtfelds.jpeg (95.88 KiB) 6537 mal betrachtet

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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Opa ! »

Modell des ober- und unterirdischen Schlachtfelds
10 Modell der unterirdischen Unterstände.jpg
10 Modell der unterirdischen Unterstände.jpg (81.32 KiB) 6537 mal betrachtet
Sehr Eindrucksvoll waren Tische mit einem Luftbild von Ypern und Umgebung, über die Luftbidler von 14-18 projeziert werden konnten. Das Bild gibt nur einen schwachen Eindruck davon, da eben nicht nebeneinander sondern in die Karte die Zerstörungsbilder genau über den richtigen Stellen zu sehen sind
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11 Vorher Nachher.jpg (79.38 KiB) 6537 mal betrachtet
12 Tuchhalle heute.jpg
12 Tuchhalle heute.jpg (246.75 KiB) 6537 mal betrachtet

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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Opa ! »

13 Tuchhalle 1919.jpg
13 Tuchhalle 1919.jpg (64.99 KiB) 6537 mal betrachtet
14 Landschaft bei Ypern 1918.jpg
14 Landschaft bei Ypern 1918.jpg (60.49 KiB) 6537 mal betrachtet
Ein wichtiger Aspekt ist das Projekt "Namensliste" . Es wird versucht alle! Tote diese Gebietes mit Namen und wenn möglich mit Biographie zu erfassen, unabhängig von Nation und ohne Unterscheidung ob Zivilist oder Soldat. Hier ist jeder eingeladen mitzumachen.
15 Das Projekt Namensliste.jpeg
15 Das Projekt Namensliste.jpeg (89.36 KiB) 6537 mal betrachtet
Mein persönliches FAzit:

Wenn man Museen wie das Imperial War Museum in London, oder das RAF Museum in Mill Hill kennt, ist man erstmal enttäuscht !
Kaum technisches Gerät zu sehen, auch ist es nicht allzu groß, man ist in ca. 2h gemütlich durch.
Was mir sehr positiv aufgefallen ist, betrifft die ARt der Darstellung, es wird nicht Deutschland für alles verantwortlich gemacht, man hat dort scheinbar eingesehen dass es keinen alleinschuldigen geben kann. Auch geht man mit der Zerstörung von Ypern sehr zurückhaltend um und möchte sich nicht auf den Ersten Weltkrieg reduzieren lassen.
Alleine dass ich darüber schreibe zeigt dass es mich doch ergriffen hat.

Leider hatte ich nur wenig Zeit da wir auf der Durchreise waren, so dass ich nichts anderes gesehen/besichtigt habe, das wird irgendwann nachgeholt.
Ab dem 4. Oktober beginnt eine Sonderausstellung zur Ersten Flandernschlacht.

Beim Suchen von Bilder über Ypern bin ich auf etwas gestoßen, dass ich nicht kannte: Es gibt wirklich viele Bilder und Filme aus dieser Zeit, die man frei ansehen kann.
Als Beispiel habe ich einen Film über Granaten-Trauma ( engl. Shell shock ) und verschüttete gewählt. Wer lust hat kann hier wirklich viel finden! und zwar hier:

http://www.filmportal.de/video/funktion ... eilung-dur

Oder hier:

Ein Film aus Deutschland über den WW1

http://www.europeanfilmgateway.eu/node/ ... RleHQtMS00

Viel Spaß beim stöbern

Uli

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08 15
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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von 08 15 »

Hi Opa !

Ein sehr interessanter Bericht.

Weckt das Interesse sich auch außerhalb des Kaiser E-Files mal wieder mit der Zeit und Thematik zu beschäftigen.

Danke für Deinen gelungenen Beitrag. :daumen: :daumen: :daumen:

schöne Grüße, 08 15
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Spasteur de Mont Tonnerre
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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Spasteur de Mont Tonnerre »

sehr schön, uli... :)

zum 1.wk kann ich dir drei bücher empfehlen: E.M Remarque: Im Westen nix neues; E. Jünger: In Stahlgewittern und E. Köppen: Heeresbericht
fand ich alle drei faszinierend und habs sie alle schon öfter gelesen... is schon wahnsinn, was sie da beschreiben... artilleriesperrfeuer um dich herum- man sieht vor explosionen keine drei meter weit..., kameraden neben dir werden gliedmassen abgerissen..., nahkampf mit spaten und handgranaten.... alles voll mit leichen, schlamm und gedärmen.... totaler wahnsinn....
(ich denk mir beim lesen immer "wie gut, das ICH da nicht dabei war)
interessant auch, wie alle drei verschiedene schlüsse daraus ziehen...
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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Opa ! »

Hi Mark

Die Bücher kenne ich, könnten glatt von mir sein...

Ich erhöhe um "Das Feuer" von Barbusse, das ist ein Bericht aus Französischer Sicht, denen ging es auch nicht besser als unseren...
Leichen die unbeerdigt im Graben oder in extra gegrabenen Nischen liegen, unsinnige Angriffe, Quartier im Hinterland unter erbärmlichsten Bedingungen usw.
Von Remarque kenne ich noch einige andere Bücher, was ich als unbedingt lesenswert empfinde sind "Der Weg zurück", fängt da an wo "Im Westen..." aufhört und danach "Drei Kameraden" das dann danach spielt, alle mit den gleichen Protagonisten.


Gruß Uli

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Parabellum
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Re: Besuch des In Flandern Fields Museum

Beitrag von Parabellum »

Neben Schriftstellern und Filmemachern beschäftigen sich auch Musiker mit dem Thema Krieg. Ein herausragender Vertreter ist dabei die schwedische Power-Metal-Band SABATON. Ich habe mich jetzt deshalb gerade an sie erinnert, weil sie vor zwei Jahren Headliner des von mir besuchten Rock im Betonwerk-Festivals :pogo: in Chemnitz-Mittelbach waren. Es gibt speziell zur 3. Flandern-Schlacht den Titel The Price of Mile mit zugehörigem Video. In reichlich 6min wird uns die Sinnlosigkeit des Krieges an Hand von Grabenkämpfen und dem Sterben im MG-Feuer zwischen den Linien um ein paar Meter zerbombtes Land als typische Metal-Hymne vor Augen geführt. Weitergehende Informationen und einige Bilder zur Schlacht bietet Wikipedia hier.
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